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„Einfluss der Biogasproduktion auf den Landpachtmarkt“:

Ergebnisse des Forschungsprojektes vorgestellt



HANNOVER. Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
untersuchte die Georg-August-Universität Göttingen in einem einjährigen Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Ludwig Theuvsen
den Einfluss der Biogasproduktion auf den Landpachtmarkt in Niedersachsen. Auf der diesjährigen Euro Tier wurden die Ergebnisse
dieser Studie der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen überreicht.

Im Rahmen dieser Studie wurde eine landesweite Befragung von Pächtern landwirtschaftlicher Nutzflächen sowie eine vertiefte empirische
Erhebung in fünf Landkreisen mit einer verhältnismäßig hohen Biogasanlagendichte durchgeführt.

Die Analysen zeigen in diesem Zusammenhang ein sehr differenziertes Bild über den Einfluss der Biogaserzeugung auf den Landpachtmarkt
in Niedersachsen.


  • Einzelbetrieblich ist die Biogasproduktion positiv zu bewerten. Die Biogasbetriebe sehen sich im Vergleich mit ihren Berufskollegen im
    Durchschnitt als zukunftsfähiger, erfolgreicher und auch als wettbewerbsfähiger am Pachtmarkt an. Ferner zeigt sich, dass die befragten
    Biogaslandwirte gegenwärtig im Mittel fast 50% ihres Einkommens aus dem noch relativ jungen Betriebszweig Biogas generieren. Daran
    wird deutlich, dass der Gesetzgeber mit der Förderung der Biogasproduktion durch das EEG für die Landwirte eine trotz fehlenden
    Inflationsausgleichs i. d. R. attraktive Einkommens- und Wertschöpfungsalternative geschaffen hat, die eine vergleichsweise hohe
    Planungssicherheit bietet und Zukunftsperspektiven für viele Betriebe schafft.
  • In allen Teilen Niedersachsens berichtet die ganz überwiegende Mehrheit der Landwirte von steigenden Pachtpreisen. Am stärksten ist der
    Anstieg der Pachtpreise in den Veredelungs- und Futterbaugebieten; etwas weniger stark ausgeprägt ist er in den übrigen Landesteilen.
    Hinsichtlich ihres Einflusses auf den Pachtmarkt ist die Biogasproduktion gleichwohl differenziert zu bewerten.
  • In den Ackerbauregionen des östlichen Niedersachsen wird die Biogasproduktion nur als ein Einfluss unter mehreren auf die
    Pachtpreisentwicklung wahrgenommen. Stärkere Einflüsse gehen nach Meinung der befragten Landwirte von steigenden Preisen für Agrarprodukte
    aus. Allerdings zeigt sich auch in viehschwächeren Regionen mit einer sehr hohen Biogasanlagendichte, dass die Biogasproduktion aufgrund ihres
    hohen Wertschöpfungspotentials gegenwärtig verstärkt die regionalen Pachtmärkte tangiert und zu steigenden Ackerpachtpreisen führt.
  • In den Veredelungs- und Futterbaugebieten Niedersachsens, in denen i. d. R. auch schon vor dem Biogasboom die Flächenknappheit relativ hoch
    war, hat die Viehdichte den mit Abstand stärksten Einfluss auf die Pachtpreisentwicklung. Jedoch sehen die befragten Landwirte in diesen Regionen
    Betriebe mit Biogasanlagen als den Hauptgrund für den Pachtpreisanstieg der jüngsten Vergangenheit an.
  • In Regionen mit einer hohen Biogasanlagendichte können Landwirte, die derzeit nicht als Anlagenbetreiber oder Lieferanten von Energiepflanzen an
    der Biogasproduktion partizipieren, keine intensive tierische Veredlung betreiben und keine Sonder- bzw. Spezialkulturen anbauen, in eine Wachstumsfalle
    geraten. Im Wettstreit um den begrenzten Produktionsfaktor Boden haben es diese Betriebe aktuell aufgrund ihrer geringeren Wettbewerbsfähigkeit am
    Landpachtmarkt nach eigener Einschätzung schwer, an weitere Pachtflächen zu gelangen.
  • Betreiber von Gemeinschaftsanlagen werden seltener aufgrund des Einstiegs in die Biogasproduktion am Pachtmarkt aktiv als Betreiber von
    Einzelanlagen. Die Beratung und auch die Anlagenhersteller sollten bei geplanten Investitionen in die Biogasproduktion daher vermehrt
    Gemeinschaftsanlagen und Lieferbeziehungen zur Substratabsicherung empfehlen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die
    angespannten Pachtmärkte weniger stark tangiert werden, Veredelungsgewinne aus der Biogasproduktion eher bei aktiven Landwirten verbleiben
    und die Förderung durch das EEG weniger stark auf die Landpachtpreise überwälzt wird.
  • Um Flächenkonkurrenzen und Pachtpreisanstiege so moderat wie möglich zu gestalten, sollten Biogasanlagen auf Basis nachwachsender
    Rohstoffe künftig eher in Regionen mit geringer Veredlungsintensität, in Milchviehregionen mit hohen Grünlandanteilen sowie in Gebieten
    mit geringerer Anlagendichte gebaut werden. Um dies zu erreichen, sollten im Zuge der Novellierung des EEG zum Jahr 2012 die Höhe und
    die Struktur der Einspeisevergütung überarbeitet werden. „Ziel muss sein, dass die Produktion von Nahrungsmitteln in Niedersachsen den
    Vorrang und Bioenergie seine Zukunftsperspektive behält“ so Grotelüschen abschließend.



Presseinformation Bildrechte: grafolux & eye-server

Artikel-Informationen

erstellt am:
19.11.2010

Ansprechpartner/in:
Dr. Gert Hahne

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Pressesprecher
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Tel: (0511)120-2138
Fax: (0511)120-2382

http://www.ml.niedersachsen.de

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