Ökobilanzielle Bewertung von Biogasanlagen
Problemstellung und Zielsetzung des Projektes unter Berücksichtigung der niedersächsischen Verhältnisse
Der weitgehend geschlossene CO2-Kreislauf, die Erneuerbarkeit der pflanzlichen Rohstoffe und der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten sind einige der zahlreichen Vorteile, welche die Bioenergieerzeugung aufweist.[1] Die Biogasnutzung zeichnet sich in diesem Zusammenhang durch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten aus, die in Form der Strom-, Wärme- und Treibstofferzeugung bestehen. Eine weitere Option der Biogasnutzung ist durch die Aufbereitung zu Erdgasqualität und Einspeisung in das Erdgasnetz gegeben. Wirtschaftliche Anreize für die Biogasnutzung bietet das EEG. Diese treiben in erster Linie den Ausbau der Biogasanlagen voran. Seit 2006 ist die Zahl der Biogasanlagen in Niedersachsen um 275 auf 710 gestiegen (Stand Ende 2008). Die meisten Anlagen stehen in den Landkreisen Cloppenburg, Rotenburg, Soltau-Fallingbostel und Emsland. Die gesamte installierte Anlagenleistung beträgt 365 MW. Dies sind im bundesdeutschen Vergleich 26 %, womit Niedersachsen an erster Stelle steht. Als Gärsubstrat kommen mit 73 % hauptsächlich Energiepflanzen zum Einsatz. Hierbei ist Mais die Hauptkultur, die auf 85 % der für die Biogasproduktion belegten Fläche von insgesamt 170.000 ha angebaut wird.[2]
Inwiefern die Biogasnutzung die Erwartungen bezüglich der ökologischen Vorteile (z.B. positive Treibhausgasbilanz) erfüllt, kann über das Bewertungsinstrument der Ökobilanz untersucht werden. Eine der letzten umfassenden Ökobilanzstudien zur Biogasnutzung konzentriert sich im Basisszenario auf eine Biogasanlage mit einem 500 kWel-BHKW, den Einsatzsubstraten Maissilage und Gülle sowie der Annahme einer 20 %-igen Nutzung der anfallenden Wärme.[3] Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die Substratzusammensetzung einen signifikanten Einfluss auf die Umweltwirkungen bezüglich Energieeinsparung und Treibhauseffekt sowie den übrigen Kategorien (Nährstoffeintrag, Versauerung) hat. So ist Gülle der Anbaubiomasse als Substrat eindeutig vorzuziehen. In Szenarien sind u.a. die Einflüsse der Parameter Anlagengröße, Grad der Wärmenutzung sowie der Wahl des Energievergleichssystems analysiert worden. Als Vergleichssystem für die landwirtschaftliche Nutzfläche wird Brache definiert, da nach Jungk & Reinhardt (2000) für die alternative Flächenbelegung in einer Ökobilanz ein nicht produktionsorientiertes System gewählt werden sollte.[4]
Ziel dieses Projektes ist die Durchführung von Ökobilanzstudien für Biogasanlagen unter Berücksichtigung der besonderen niedersächsischen Verhältnisse. Die konkrete Umsetzung erfolgt für vier existierende Anlagen aus typischen niedersächsischen Regionen einschließlich der Wahl eines geeigneten Vergleichssystems in Abstimmung mit dem Auftraggeber und der 3N Dienstleistungen GmbH. Die erste Studie soll für eine Biogasanlage (BGA) einer Ackerbauregion, wie der Hildesheimer Börde, durchgeführt werden (BGA 1). Ergänzt wird diese Studie durch weitere ökobilanzielle Bewertungen der Biogasanlagen einer ertragsschwächeren Region (z.B. Soltau-Fallingbostel, BGA 2), einer Veredelungs- und einer Milchviehregion (BGA 3, BGA 4).
Antragsteller:
Georg-August-Universität Göttingen Wirtschaftwissenschaftliche FakultätProfessur für Produktion und Logistik
Platz der Göttinger Sieben 3
37073 Göttingen
Projektleitung:
Prof. Dr. Jutta Geldermann
Projektbearbeitung:
Dipl.-Geoökol. Meike Schmehl, Dipl.-Forstw. Martina Hesse,
Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer, Dipl.-Agr.-Ing. Alexander Hegger
Projektlaufzeit:
15.07.2010 – 15.07.2011
[1] Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Nachwachsende Rohstoffe – Anbauhinweise für die energetische und stoffliche Verwertung, 2008.
[2] Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, Ministerium für Umwelt und Klimaschutz: Stand und Perspektiven der Biogasnutzung in Niedersachsen, 2009.
[3] Gärtner, S.; Münch, J.; Reinhardt, G. und Vogt, R.: Optimierungen für einen nachhaltigen Ausbau der Biogaserzeugung und -nutzung in Deutschland – Materialband: E Ökobilanzen, 2008.
[4] Jungk, N. und Reinhardt, G.: Landwirtschaftliche Referenzsysteme in ökologischen Bilanzierungen, 2000.
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Herr Theo Lührs
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Calenberger Straße 2
30169 Hannover
Tel: 05 11/1 20-20 96
Fax: 05 11/1 20 99 20 96