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Regierungsprogramm LÖWE+

13 LÖWE+ -Grundsätze mit Symbolbildern Bildrechte: ML
13 LÖWE+ -Grundsätze der ökologischen Waldentwicklung
Blick in einen struktur- und artenreichen Mischwald   Bildrechte: NLF
LÖWE+ -Ziel: Struktur- und artenreicher Mischwald
Über die Grenzen Deutschlands als Vorbild bekannt – Waldbauprogramm der Landesforsten wurde fortgeschrieben: Aus „LÖWE“ wurde „LÖWE+“

Die niedersächsische Landesregierung hat in ihrer Sitzung am 26. September 2017 die Weichen für ein weiterentwickeltes ökologisches Waldbauprogramm für den Landeswald gestellt. Das Programm „LÖWE+“ führt das seit 1991 bewährte Landesprogramm „Langfristige Ökologische Waldentwicklung in den Niedersächsischen Landesforsten (LÖWE)“ fort. Nach über einem Vierteljahrhundert wurden die 13 waldbaulichen Grundsätze für die Landesforsten ökologisch und gemeinwohlorientiert aktualisiert. "LÖWE+“ berücksichtigt nun auch neue Erkenntnisse über den Klimawandel, den Erhalt der biologischen Vielfalt und den Boden- und Naturschutz. Das niedersächsische Waldbauprogramm für eine naturnahe, multifunktionale Forstwirtschaft im Landeswald ist über die Grenzen Deutschlands hinaus als vorbildlich bekannt.


Der Umbau des Landeswaldes in artenreiche, klimaschützende Mischwälder wird forciert. In Zukunft soll der Anteil der Laubbaumarten mindestens 65 Prozent betragen. Vor 25 Jahren waren noch zwei Drittel des Landeswaldes nicht standortheimische Nadelwälder. Nach „LÖWE+“ sollen sich altersgemischte Wälder aus standortgemäßen Baumarten entwickeln. Kahlschläge sollen vermieden werden. Dabei soll die natürliche Waldverjüngung auch durch Anpassung des Wildbestandes in starkem Maße unterstützt werden. Für den Klima- und Naturschutz wird der Anteil von natürlichen Waldgesellschaften und ökologischen Hotspots deutlich erhöht.


Auch der Wasserschutz durch die Wälder wird verstärkt anerkannt. So werden mehrere Waldmoore beispielsweise im Solling auch aus Klimaschutzgründen wiedervernässt. Um Spechte und Käferarten besonders zu schützen, sollen Habitatbäume mit Großhöhlen und Bäume mit natürlichem Zerfall als biologische Brücke besser zusammengefasst werden. Die Forsttechnik hat sich an den ökologischen Erfordernissen auszurichten, um Waldböden und Artenvielfalt zu schützen.

Fachleute aus 17 Institutionen und Verbänden haben zwei Jahre lang an „LÖWE+“ gearbeitet. Damit ist eine breite gesellschaftliche Akzeptanz der öffentlichen Waldbewirtschaftung gesichert. Auch das aktualisierte Waldbauprogramm hat zum Ziel, die Ansprüche der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Erholungsfunktion des Waldes zu erfüllen. So beachtet „LÖWE+“ die besondere Verantwortung des Landeswaldes für die biologische Vielfalt, die vielfältigen Schutzfunktionen, die Leistungen für die Allgemeinheit, aber auch für die Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz.

Die Niedersächsischen Landesforsten bewirtschaften landesweit mit 24 Forstämtern, 230 Förstereien und rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 3.360 Quadratkilometer Wald, das entspricht 28 Prozent der niedersächsischen Waldfläche.

In der Vereinbarung zum "Niedersächsischen Weg" zwischen Landesregierung, Landvolk, Landwirtschaft sowie Umweltverbänden verpflichteten sich alle Beteiligten zu großen Anstrengungen bei Natur- und Artenschutz, Biodiversität und beim Umgang mit der Ressource Landschaft. Die Vorgaben dieser Vereinbarung wurden im Niedersächsischen Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG) in der Fassung vom 11.11.2020 gesetzlich verankert. Entsprechend wurden einige Grundsätze des Programms LÖWE+ ergänzt.


Download "Programm LÖWE+" - Niedersächsisches Programm zur langfristigen ökologischen Waldentwicklung in den Niedersächsischen Landesforsten


Forstwirt bepflanzt Waldfläche mit Buchen   Bildrechte: NLF
Wirtschaftsziel Laubmischwald: Forstwirte beim Bepflanzen einer Kulturfläche

Multifunktionale Waldbewirtschaftung mit Regierungsauftrag

Das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung verpflichtet die Niedersächsischen Landesforsten, den Landeswald "zum Wohl der Allgemeinheit, insbesondere unter Beachtung des Nachhaltigkeitsgrundsatzes, zu bewirtschaften." Die Niedersächsischen Landesforsten haben

  • einen angemessenen Baumbestand zu erhalten, den Wald naturnah zu bewirtschaften und die Erzeugnisse des Waldes wirtschaftlich zu verwerten,
  • die Schutzfunktion und die Erholungsfunktion des Landeswaldes zu fördern,
  • die Öffentlichkeit über die vielfältigen Wirkungen des Waldes durch Bildungs- und Erziehungsarbeit zu unterrichten.

Auf der Grundlage des Regierungsprogramms LÖWE (Langfristige ökologische Waldentwicklung für die Niedersächsischen Landesforsten) von 1991 (seit 2017 LÖWE+) werden die Landesforsten langsam fortschreitend in strukturreiche Laubmischwälder umgewandelt.



Die Erfolge sind messbar: der Landeswald entwickelt sich zu struktureichen Laub- und Mischwäldern

In den Waldbauregionen mit großflächigen Nadelholzreinbeständen (z. B. Harz und Lüneburger Heide) war die Laubwaldmehrung in den vergangenen 25 Jahren nur durch umfangreiche investive Maßnahmen möglich. Allein im Zeitraum von 1991 bis 2015 wurden im niedersächsischen Landeswald rund 120 Millionen Bäume gepflanzt. Das entspricht durchschnittlich 4,8 Millionen Bäumen pro Jahr. Mit einem Anteil von 86 % dominieren dabei ganz eindeutig die Laubbäume und unter ihnen die Buche mit 58 % aller ausgebrachten Pflanzen. Es entstehen zurzeit Wälder mit einer größtmöglichen Artenvielfalt. Orientiert an den jeweiligen ökologischen Verhältnissen genießt der Laubmischwald Vorrang.
Dicke Eichenstämme an einem Forstweg mit Hund Ulme   Bildrechte: NLF
Waldbauliches Ziel: die Produktion wertvollen Stammholzes
Tabelle der Schutzgebiete in den NLF   Bildrechte: NLF
Schutzgebiete in den Niedersächsischen Landesforsten (Stand: April 2016)
Naturschutz wird groß geschrieben

Die Niedersächsischen Landesforsten haben ein umfassendes Konzept von Waldschutzgebieten und Sonderbiotopen zusammen mit der Naturschutzverwaltung erarbeitet und umgesetzt.

Desweiteren wurden auf großen Flächen Natura 2000-Gebietsflächen und auf über 30.000 ha Naturschutzgebiete ausgewiesen, die in großen Teilen in Natura 2000-Gebieten liegen.

Habitatbäume werden nicht genutzt, sondern ihrem natürlichen Zerfall überlassen. Sie dienen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen in der Alterungs- und Zerfallsphase des Waldes (Baumhöhlenbewohner, Insekten, Pilze, Moose, Flechten). Für den Landeswald ist ein zusammenhängendes Netz von Habitatbäumen und Totholz zu entwickeln.

Der Totholzvorrat im Landeswald beträgt aktuell (Bundeswaldinventur 3, 2012) 28,6 Kubikmeter je Hektar.

Menschen gehen im Wald spazieren   Bildrechte: NLF
Waldspaziergang: Erholung pur für Leib und Seele

Harmonischer Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie

Der Wald soll alt werden und soweit wie möglich einzelstamm- oder gruppenweise zum Zeitpunkt der Hiebsreife genutzt werden (Zielstärkennutzung). Eine einzelstamm- bis gruppenweise Nutzung reifer und alter Bäume unter weitgehendem Verzicht auf Kahlflächen ist eine wesentliche Eingangsvoraussetzung für den Aufbau günstiger Waldstrukturen und die Ausnutzung von Naturverjüngungsmöglichkeiten.

Mit der Zielstärke erreicht der Einzelbaum ökonomisch gesehen den Kulminationspunkt seines Holzwertes unter der Beachtung möglicher Holzentwertung, der Wuchsleistung sowie notwendiger Verjüngungs-, Pflege- und Naturschutzmaßnahmen. Sie kann nach örtlichen und zeitlichen Umständen variabel sein. Im Landeswald werden die hiebsreifen Bäume nach dem Erreichen der Zielstärke individuell und nur noch in Ausnahmefällen flächig genutzt.

Trotz der Holzentnahme wächst im Landeswald mehr Holz zu, als genutzt wird. Der derzeitige Holzvorrat liegt im Landeswald nach Erhebungen der Bundeswaldinventur 3 (2012) bei 300 m³ je Hektar. Dies ist für das Waldökosystem und die Umwelt vorteilhaft, denn vorratsreiche Wälder binden mehr CO2.

Schild Naturschutzgebiet   Bildrechte: ML
Viele Wälder sind Teil der landesweiten Schutzgebietskulisse
Waldschutzgebiets-Kategorien im Rahmen des Regierungsprogramms LÖWE+
  • Naturwirtschaftswälder
  • Lichte Wirtschaftswälder
  • Naturwälder
  • Sonderbiotope
  • Kulturhistorische Wirtschaftswälder
  • Generhaltungsflächen für Baum- und Straucharten
  • Flächen mit natürlicher Waldentwicklung (NWE10)
Titelbild der Broschüre "Bilanz 25 Jahre LÖWE" Bildrechte: NLF

Titelbild der Broschüre - Bilanz "25 Jahre LÖWE"

Titelbild der Broschüre "Klimaangepasste Baumertenwahl" mit Nadel- und Laubbäumen Bildrechte: NW-FVA/NLF

Titelbild der Broschüre "Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten" (Druck 2019)

Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten (Stand 2019)

Band 61 der Schriftenreihe "Aus dem Walde" ist als Betriebsanweisung der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) zur klimaangepassten Baumartenwahl ein betriebliches Planungsinstrument und richtet sich an die Forsteinrichtung der NLF sowie an die Forstämter. Leitbild des waldbaulichen Handelns sind naturnah bewirtschaftete, stabile, arten- und strukturreiche Wälder.

  Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten - "Aus dem Walde" Heft 61- Schriftenreihe Waldentwicklung in Niedersachsen (2019)
(PDF, 10,24 MB)

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