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Mehr Tierschutz für Schweine – Niedersachsen investiert 360.000 Euro in die Forschung

Ministerin Otte-Kinast begrüßt Wissenschaftler der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover


Hannover. Knapp 360.000 Euro für Forschung im Bereich Tierschutz stellt das Land Niedersachsen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zur Verfügung. Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat sich heute (Mittwoch) mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TiHo getroffen.


Mit den Fördermitteln sollen zwei Forschungsvorhaben im Bereich der Schweinehaltung realisiert werden. Die Ministerin gratulierte zum Start der Projekte den Wissenschaftlern Prof. Dr. Elisabeth große Beilage, Prof. Dr. Karl-Heinz Waldmann und Prof. Dr. Sabine Kästner. „Ich habe volles Vertrauen, dass die Gelder hier sinnvoll eingesetzt sind und erwarte durch die Untersuchungen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, die den Tieren und den Betrieben zugutekommen“, sagte Otte-Kinast bei dem Treffen. Auch TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif war zu diesem Anlass Gast im Landwirtschaftsministerium und bedankte sich für die Unterstützung durch das Land Niedersachsen: „Die Förderung ermöglicht es unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, wichtige Fragen im Bereich des Tierschutzes zu bearbeiten. Ein Thema, das uns in der TiHo ein besonderes Anliegen ist.“


Beide geförderten Forschungsvorhaben haben ein gemeinsames Ziel: Es geht um die Verbesserung des Tierwohls in der Schweinehaltung. Knapp 150.000 Euro hat das Land Niedersachsen daher für die Studie „Sofortmaßnahmen zur Vermeidung länger anhaltender erheblicher Schmerzen und Leiden bei Schweinen“ von Prof. Dr. Elisabeth große Beilage bewilligt. „Wir wollen mit unserer Studie direkt auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ansetzen: Erkrankte Tiere sollten keine vermeidbaren Schmerzen erleiden müssen“, erklärte die Professorin und Fachtierärztin für Schweine. Ihr Team will daher für die Akteure im Betrieb eine Entscheidungshilfe erarbeiten, die bei der Einschätzung des gesundheitlichen Zustands und der Prognose sowie bei der Beurteilung, ob erhebliche Schmerzen und Leiden vorliegen, helfen soll. „In der Praxis ist es für den Tierhalter oft nicht leicht zu beurteilen: Ist bei meinem erkrankten Tier ein weiterer Behandlungsversuch sinnvoll? Oder ist es tierschutzrechtlich geboten, das Tier von seinen Schmerzen zu erlösen und zu töten?“ Ziel des jetzt begonnenen Projekts ist es, Kriterien zu definieren, die im Einzelfall bei Schweinen die Feststellung der Unausweichlichkeit einer Tötung erlauben und den richtigen Zeitpunkt für das Erlösen erkrankter Schweine darzustellen.


Die Forschergruppe um Prof. Dr. Karl-Heinz Waldmann und Prof. Dr. Sabine Kästner unterstützt das Land Niedersachsen darüber hinaus mit rund 210.000 Euro bei „Untersuchungen zur wirksamen Schmerzausschaltung bei der Saugferkelkastration mittels Lokalanästhesie“. Während des geplanten Forschungsvorhabens soll in mehreren Teilschritten überprüft werden, ob und wie eine Kastration unter lokaler Anästhesie bei Saugferkeln durchgeführt werden kann. „Das Vorhaben wird unter strengen wissenschaftlichen Kriterien und mit offenem Ergebnis durchgeführt“, betonten beide Forscher bei dem Treffen im Ministerium noch einmal. Während dieser sogenannte „vierte Weg“ in einigen europäischen Nachbarländern aufgrund der dortigen Rechtslage zulässig ist, bestehen in Deutschland durch die strengen Vorgaben des Tierschutzgesetzes hohe fachliche Hürden für einen Einsatz. „Bisher fehlen belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, ob die Lokalanästhesie in der Lage ist, eine vollständige Schmerzausschaltung zu erreichen. Nach geltendem Tierschutzgesetz ist das aber eine grundlegende Voraussetzung für den Einsatz des Verfahrens“, so Prof. Waldmann.


Hintergrund:
Die von Professorin große Beilage durchgeführte und im Jahr 2017 veröffentlichte Studie „Untersuchungen an verendeten/getöteten Schweinen in Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte (VTN)“ hatte ergeben, dass in VTN-Betrieben regelmäßig tote Tiere angeliefert werden, die Anzeichen einer bereits seit längerer Zeit bestehenden Erkrankung aufweisen, die auch mit erheblichen Schmerzen und Leiden verbunden gewesen sein dürfte. Die Studie war für das Land Niedersachsen Anlass, eine Bundesrats-Initiative mit dem Ziel zu starten, rechtlich die Möglichkeit von routinemäßigen Tierschutzkontrollen in VTN-Betrieben zu fordern.

  Bildrechte: ML
Den Tierschutz fördern: Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (3. von links) empfing zum Start der Forschungsprojekte an der TiHo (von links) Prof. Dr. Karl-Heinz Waldmann, Prof. Dr. Elisabeth große Beilage, Prof. Dr. Sabine Kästner und Dr. Gerhard Greif. Das Gespräch im Landwirtschaftsministerium (ML) begleitete Prof. Dr. Michael Kühne (rechts), Leiter der Abteilung für Verbraucherschutz, Tiergesundheit und Tierschutz im ML.

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.07.2019

Ansprechpartner/in:
Kommunikation, Presse

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