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Bioökonomie


Definition Bioökonomie (Bioökonomierat)

Die Bioökonomie ist die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.

Die Bioökonomie findet zur Zeit insbesondere Anwendung in der Land- und Forstwirtschaft, der Energiewirtschaft, der Fischerei- und Aquakultur, der Chemie und Pharmazie, der Nahrungsmittelindustrie, der Industriellen Biotechnologie, der Papier- und Textilindustrie sowie im Umweltschutz. Mit ihren vielfältigen Möglichkeiten kann die Bioökonomie einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Probleme leisten. Darunter fallen die Gesundheit und Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung, deren nachhaltige Versorgung mit Energie, Wasser und Rohstoffen sowie der Boden, Klima- und Umweltschutz.


- Europäische Politikstrategie Bioökonomie

Die Europäische Union hat im Jahr 2007 die Potenziale einer wissensbasierten Bioökonomie beschrieben. In ihrem Anfang 2012 veröffentlichten Aktionsplan beschreibt die EU-Kommission u.a. die bessere Verzahnung der Maßnahmen in der EU als Ziel. Daher soll in Zukunft die Entwicklung regionaler und nationaler Bioökonomie-Strategien unterstützt werden. Viele europäische Staaten flankieren bereits die Aktivitäten der EU zur Bioökonomie mit nationalen Strategien (u.a. Deutschland, Niederlande, Dänemark, Finnland, Irland). Die Kommission fordert aber auch die europäischen Regionen explizit auf, regionale Strategien zur Bioökonomie zu entwickeln.

- Nationale Politikstrategie Bioökonomie

Eine nationale Bioökonomiestrategie der Bundesrepublik existiert seit 2010 in Form der "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030". Die Politikstrategie Bioökonomie setzt Prioritäten für ein Fortschreiten in Richtung einer wissensbasierten Bioökonomie und zeigt Handlungsbedarf auf.

Das Konzept der Bioökonomie ist an natürlichen Stoffkreisläufen orientiert und umfasst alle Wirtschaftsbereiche, die nachwachsende Ressourcen wie Pflanzen, Tiere sowie Mikroorganismen und deren Produkte erzeugen, be- und verarbeiten, nutzen und damit handeln. Zum Einsatz kommen nicht nur Rohstoffe, die in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie in der Aquakultur oder der mikrobiellen Produktion erzeugt werden, sondern zunehmend auch biogene Rest- und Abfallstoffe. Bioökonomie ist daher auch eine Ressourcen effiziente Kreislaufwirtschaft. Neben der stofflichen Nutzung ist die Verwendung von nachhaltig erzeugter Biomasse als erneuerbare Energiequelle von Bedeutung – bevorzugt am Ende der Nutzungskaskade.


Niedersachsen

Das Potenzial der wissensbasierten Bioökonomie in Niedersachsen ist groß. Niedersachsen nimmt eine führende Rolle bei der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien ein und verfügt über jahrelange Kompetenz auf dem Gebiet der Werkstoffentwicklung. Bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte sowie der Umsetzung klima- und ressourceneffizienter Prozessketten auf Basis von Reststoffen und Nebenprodukten aus Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Gartenbau, besteht jedoch noch erheblicher Handlungsbedarf. Die Bioökonomie umfasst auch die stoffliche Nutzung spezieller Inhaltsstoffe aus regional verfügbaren Rohstoffen, die es im Verbund mit Kaskaden- und Bioraffinationskonzepten weiterzuentwickeln gilt.

Im Agrarland Niedersachsen fallen sowohl im Ackerbau (u.a. Stroh, Getreideausputz), wie bei der Tierhaltung (Gärreste, Gülle, Mist), der verarbeitenden Lebensmittelindustrie (Reststoffe, wie Kartoffelschalen, Lebensmittelreste) sowie im Gartenbau (Restfasern, pflanzliche Biomasse) bisher nicht umfassend genutzte Rohstoffressourcen an.

Andererseits werden im Bereich der Landwirtschaft, der Lebensmittelindustrie und im Gartenbau dringend nachhaltige Ersatzprodukte (Folien, Verpackungen, Werkstoffe) benötigt, um den Klimaschutz- und Umweltanforderungen aber auch dem Verbraucherschutz (Weichmacherproblematik) besser gerecht werden zu können. Die Etablierung von "Agrobiopolymeren" aus regionalen Rest- und Rohstoffen bietet Potentiale für nachhaltige Wertschöpfungsketten.

Im Erwerbsgartenbau gilt es den Einsatz von Torf durch die Etablierung von Torfersatzprodukten zu reduzieren mit dem Ziel durch Torfabbau bedingte THG-Emissionen zu vermeiden und Moorstandorte als natürliche Kohlenstoffspeicher zu erhalten. In der Landwirtschaft beschäftigen sich derzeit nur wenige landwirtschaftliche Spezialbetriebe mit der Nutzung von Algen zur Erzeugung spezieller Inhaltsstoffe oder zur Reinigung von Gärresten und Abwässern. Ressourcen und Reststoffe aus Landwirtschaft, Gartenbau und Lebensmittelindustrie müssen viel stärker und effizienter für die Erzeugung nachhaltigen Produkten genutzt werden. Zu den zentralen Innovationsfeldern der Bioökonomie im Nonfoodbereich gehören Agrobiopolymere, Torfersatzsubstrate für den Gartenbau oder Algen mit speziellen Inhaltsstoffen.

Die steigende Bedeutung dieser Wirtschaftsfelder sollte für Niedersachsen genutzt und weiter erschlossen werden.


Strukturen in Niedersachsen

Im ML wird das Thema der Bioökonomie seit über 20 Jahren bearbeitet. Mit dem Modellvorhaben „Nachwachsende Rohstoffe“ werden Projekte der stofflichen und energetischen Nutzung gefördert. Das Land ist in der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft „Nachwachsende Rohstoffe/Bioökonomie und als Fördermitglied in der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) vertreten.

Unterstützt wird die Arbeit des ML durch folgende Institutionen:

  • Beirat für Nachwachsende Rohstoffe

  • Torfersatzforum Niedersachsen

  • Biogasforum Niedersachsen

    Als zentrale Informations- und Beratungsinstitution zum Thema Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie ist das “3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe & Bioökonomie e.V.“ (3N Kompetenzzentrum) vom Land Niedersachsen, dem Landkreis Emsland, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK), den Niedersächsischen Landesforsten, der Samtgemeinde Werlte und der Gemeinde Werlte gegründet worden. Neben diesen 7 Gründungsmitglieder unterstützen über 30 Mitglieder aus der niedersächsischen Wirtschaft, Hochschulen und Verbänden das 3N Kompetenzentrum.

    Auftrag des 3N Kompetenzzentrums Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe & Bioökonomie e.V. ist es, einen nachhaltigen Beitrag für die Entwicklung und den Einsatz nachwachsender Rohstoffe zur stofflichen und energetischen Nutzung zu leisten und zur Förderung von Wissenschaft und Forschung beizutragen. Ferner werden die nationalen und europäischen Ziele zur Etablierung einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaft unterstützt.

    Das 3N Kompetenzzentrum informiert entlang der Wertschöpfungskette vom Anbau über die Verarbeitung und Verfahrenstechnik bis zur Anwendung nachwachsender Rohstoffe und Bioenergie. Weitere Aufgaben sind die Projektakquise und das Projektmanagement von Verbundvorhaben auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.

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