Als plötzlich die Nägel wegen des Ukraine-Kriegs fehlten…

Hannover. Die Folgen des Ukraine-Krieges sind auch beim Bau von Holzpaletten spürbar. „Wir bekamen auf einmal keine Nägel mehr und mussten sehen, wie wir die Produktion aufrechterhalten“, erzählte Firmeninhaber Ralf Schlesselmann des Holzverarbeitungsunternehmens Schlesselmann. Am Standort Asendorf/Graue (Landkreis Diepholz) informierte sich Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast über die Produktion. Der gemeinsame Betriebsrundgang war heute (10.8.) der Auftakt zur „ML-Tour“ der Ministerin. Bereits zum fünften Mal in Folge bereist sie Niedersachsen. Dieses Mal geht es um das Thema „Nachhaltigkeit“ – einmal bei der Verarbeitung von Holz und zum anderen bei der Ernährung.

Firma Schlesselmann verarbeitet Hölzer aus der Umgebung. Neben der automatisierten Produktion von Paletten und Erntekisten werden seit einigen Jahren auch Outdoormöbel angeboten: Vom Strandkorb bis zum Stehtisch – alles aus Palettenholz. Das Thema regenerative Energien spielt bei der Herstellung ebenfalls eine Rolle.

Um nachhaltige Produktion ging es anschließend auch bei zwei Hofrundgängen. Zunächst wurde Station in der Holunderplantage vom Hof Bockhop (Graue) gemacht. Danach ging es zu einem der ältesten Höfe im Landkreis Diepholz, dem Gut Adelhorn von Familie Schwichtenberg in Drentwede.

Wie nachhaltige, regionale Verpflegung in Jugendherbergen aussehen kann, testet Ministerin Barbara Otte-Kinast in Oldenburg. Dort steht sie am zweiten Tag der Tour (11.8.) selbst hinter der offenen Küche und schnippelte für das Gästefrühstück frisches Gemüse. Als erfahrene Hauwirtschaftsleiterin liegt ihr der Besuch am Herzen: „Ob Seniorenheim oder Jugendherberge – die Gemeinschaftsverpflegung ist ein Ort, an dem viele Menschen mit Essen und Trinken versorgt werden. Umso wichtiger ist es, passend zu den jeweiligen Lebenswelten entsprechende gesundheitsfördernde und nachhaltige Angebote sicherzustellen. Das gelingt hier ganz wunderbar.“

Die Gemeinschaftsverpflegung gehört zu den fünf Handlungsfeldern der Niedersächsischen Ernährungsstrategie. Außerdem engagiert sich das DJH-Team in Oldenburg stark für die Inklusion und die Ausbildung von jungen Menschen, demnächst auch in der Hauswirtschaft. „Das sind Entwicklungen, die Mut machen.“

Den Abschluss der ML-Tour bildet ein Besuch in Südbollenhagen. Dort wurden unter der Regie der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) rund 120 Hektar Grünland in der Wesermarsch aufgeforstet. Es handelt sich um eine Kompensationsmaßnahme für den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven. Das Neuaufforstungsprojekt ist deutschlandweit einzigartig. Mit Hilfe eines Wanderweges und eines Aussichtsturms wurde aus dem jungen Wald ein nachhaltiges Naherholungsgebiet.

Hintergrund:

Die niedersächsischen Wälder beliefern den Holzmarkt mit ca. 4,5 Mio. m³ Rohholz im Wert von etwa 180 Mio. Euro pro Jahr. Höherwertiges „Stammholz“ zur Herstellung von Schnittholz und Furnieren kommt vornehmlich aus älteren Beständen. Platten- und Papierwerke sind dagegen auf die Rohstoffversorgung mit Laub- und Nadelindustrieholz angewiesen, das vorwiegend bei der Durchforstung von Jungbeständen anfällt.

Ein bedeutender Abnehmer von Rohholz ist die Sägeindustrie. Das Nadelschnittholz findet überwiegend Verwendung als Bauholz. Geringere Qualitäten werden zu Paletten, Kisten oder Bahnschwellen verarbeitet.