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Natürliche Waldentwicklung in Niedersachsen (NWE10)

Ein Beitrag zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt


Urtümliche, alte Eiche mit ausladender Baumkrone   Bildrechte: NW-FVA K. Lorenz
Urtümliche, alte Eiche in einem ehemaligen Hutewald
Programm zur Natürlichen Waldentwicklung vollendet: Zehn Prozent des Landeswaldes werden der natürlichen Entwicklung überlassen
Die niedersächsische Landesregierung hat in ihrer Sitzung am 26. September 2017 mit der Entscheidung zum „NWE10“-Programm die natürliche Entwicklung auf zehn Prozent der Landeswaldflächen beschlossen.
Auf einer Waldfläche von insgesamt 333 Quadratkilometern der Landesforsten einschließlich Nationalpark Harz und der Domänen- und Moorverwaltung entwickeln sich nun vom Holzeinschlag ungestörte Naturwälder. Mit dem Projekt „Natürliche Waldentwicklung (NWE)“ leistet Niedersachsen einen wichtigen Beitrag zur „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS)“.

Download Natürliche Waldentwicklung auf 10 % der niedersächsischen Landeswaldflächen (NWE10) als Beitrag zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (Gemeinsamer RdErl. des ML u. d. MU vom 01.07.2018)


NWE-Niedersachsen Info-Portal der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt
Totholzreicher Buchenwald mit natürlicher Entwicklung   Bildrechte: NW-FVA K. Lorenz
Totholzreicher Buchenwald mit natürlicher Entwicklung
Interaktive Kartendarstellung im NWE-Niedersachsen-Portal der NW-FVA   Bildrechte: NW-FVA
Interaktive Karte im NWE-Niedersachsen-Portal der NW-FVA

Wieviel Wald mit natürlicher Entwicklung gibt es in den Niedersächsischen Landeforsten?

Die Niedersächsischen Landesforsten (kurz: NLF) stellen in Niedersachsen den überwiegenden Teil der NWE-Flächen. Andere Waldbesitzende, wie zum Beispiel Kommunen, Stiftungen und Bund, verfügen über weitere Flächen in geringerem Umfang.

In der Stichtagsbilanz für Niedersachsen wurden zum 01.11.2019 dargestellt:

  • die Referenzfläche (Gesamtwaldfläche incl. waldfähiger Offenlandbereiche)
  • der gegenwärtige Bestand der NWE-Flächen

Bezogen auf die Waldfläche der NLF von rund 329.500 Hektar entspricht der Flächenumfang von 32.947 Hektar zum Stichtag 01.08.2019 einem NWE-Anteil von 10,0 %. Hierin sind auch zwei größere Moorflächen in der Hannoverschen Moorgeest enthalten. Da diese noch nicht räumlich abgegrenzt sind, werden sie lediglich symbolisch in Form eines Kreises dargestellt. Auch in den derzeitigen Naturentwicklungszonen des Nationalparks Harz ausschließlich der nicht waldfähigen Flächen wird eine konkrete Festlegung der NWE-Flächen vor Ort noch nach dem Jahr 2020 erfolgen.

Über die Bilanz in den NLF hinaus sollen auf dieser Plattform auch Wälder anderer Waldbesitzarten dargestellt werden, um den niedersächsischen Beitrag zur NBS möglichst umfassend abzubilden.




Niedersächsische
Landesforsten AöR
Referenzfläche [Hektar]
329.500
NWE aktuell [Hektar]
32.947
NWE-Prozent
10,0 %

Tabelle: Bilanz der Wälder mit natürlicher Entwicklung (NWE) in den Niedersächsischen Landesforsten zum 01.11.2019 (Flächenangaben in Hektar, gerundet)


Wo kann ich mich detailliert über die niedersächsischen Flächen mit natürlicher Waldentwicklung informieren?

Besuchen Sie das NWE-Niedersachsen Info-Portal der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen, das die NWE-Waldflächen umfassend darstellt und den Stand der Umsetzung dokumentiert.

Sie finden dort:

  • eine Flächenbilanz
  • eine interaktive, flächenscharfe Kartendarstellung
  • eine Analyse des NWE-Programms aus Naturschutzsicht
Die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) stellen in Niedersachsen den überwiegenden Teil der NWE-Flächen. Andere Waldbesitzende, wie zum Beispiel Kommunen, Stiftungen und Bund, verfügen über weitere Flächen in geringerem Umfang. Diese Flächen können ebenfalls in diesem Portal dargestellt werden, wenn dies vom Waldbesitzenden gewünscht wird. Die Darstellung in diesem Portal beschränkt sich bisher auf die NWE-Flächen der NLF.

Diese Merkmale machen den besonderen Wert eines NWE-Waldbestandes aus

  • naturnahe Baumartenzusammensetzung
  • naturnahe Standortverhältnisse
  • historisch alte Waldbestockung (Waldstandort seit mehreren Waldgenerationen)
  • umgebende Wirtschaftswälder mit überwiegend naturnaher Baumartenzusammensetzung
  • hohes Baumalter
  • viele unterschiedliche Kleinhabitate, wie Baumhöhlen, Pilzbäume, urige Wuchsformen, etc.
  • große Menge und Vielfalt an Totholz
  • kompakte Flächenform geringe Zerschneidung durch Wege, Leitungstrassen etc.
  • geringe Störungen durch Besucherverkehr und entsprechend geringe Konflikte mit der Verkehrssicherung

Hintergrund

Am 7. November 2007 hat die deutsche Bundesregierung die "Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt" (NBS) beschlossen. Sie erfüllt damit Verpflichtungen aus dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD), dem Deutschland 1993 formell beigetreten ist. An der Umsetzung der zahlreichen Ziele des nationalen Programms sollen möglichst viele gesellschaftliche Gruppen beteiligt und für die Erhaltung der biologischen Vielfalt gewonnen werden.

Ein wichtiges Teilziel der NBS ist es, bis 2020 die natürliche Waldentwicklung auf 5 % der gesamten Waldfläche bzw. 10 % der Waldfläche der öffentlichen Hand in Bund, Ländern und Kommunen zu gewährleisten. Auf diesen Flächen soll die forstwirtschaftliche Nutzung, z. B. die Holzernte, vollständig ruhen. Niedersachsen hat das 10 %-Ziel auf Flächen der Niedersächsischen Landesforsten erfüllt.

Was sind Wälder mit natürlicher Entwicklung (NWE)?

Unter Wäldern mit natürlicher Entwicklung werden alle Waldbestände und waldfähigen Flächen mit einer Größe von mehr als 0,3 Hektar verstanden, die sich dauerhaft und verbindlich gesichert eigendynamisch entwickeln können. Sowohl forstwirtschaftliche Eingriffe als auch naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen sind in diesen Flächen ausgeschlossen.

Aufgrund der Vorbildfunktion der öffentlichen Wälder werden 10 Prozent der Fläche der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) einer natürlichen Waldentwicklung überlassen und bleiben dauerhaft nutzungsfrei.

Über den Landeswald hinaus sind ausdrücklich auch Kommunen, Stiftungen, Verbände, Kirchen und der Privatwald eingeladen, geeignete Wälder zu melden und Informationen zur Verfügung zu stellen. Weitere Information sind auf dieser Website zusammen gestellt.

Welche Flächen tragen zum NWE-Programm bei?
  • Öffentlich-rechtlich gesicherte Schutzgebiete mit natürlicher Waldentwicklung (z. B. Nationalpark, Naturwälder im Rahmen des LÖWE-Programms der Niedersächsischen Landesforsten (NLF), Naturschutzgebiete ohne Nutzung),
  • Habitatflächen der NLF, die im Zuge des LÖWE-Programms und im Rahmen der Entwicklung von Managementplänen für Schutzgebiete ausgewiesen wurden und die Kriterien des Forschungs- und Entwicklungs-Vorhabens "NWE5" erfüllen,
  • naturschutzfachlich besonders wertvolle Waldbestände (Hotspots),
  • für das NWE-Programm gemeldete Flächen außerhalb des Landeswaldes.
Ich will einen eigenen Waldbestand (Kommunalwald, Stiftungwald, Verbandswald, Kirchen- und sonstiger Privatwald) für das NWE-Programm melden und seine Eignung prüfen lassen.

Wo kann ich mich fachlich beraten lassen?


Ihre Ansprechpartner für fachliche Beratung finden Sie im Internetauftritt der NW-FVA.

Welche
Mindestanforderungen müssen erfüllt sein?

  • Der Wald oder die waldfähige Fläche (unabhängig von ihrer aktuellen Naturnähe) wird dauerhaft nicht forstlich genutzt (ohne zeitliche Begrenzung).
  • Pflegemaßnahmen sind nicht erlaubt.
  • Die Mindestgröße beträgt 0,3 Hektar.
  • Der Status als NWE-Fläche wird rechtlich, vertraglich oder durch dokumentierte Eigenbindung sicher gestellt.
Welche Maßnahmen sind auf NWE-Flächen zulässig?
  • Jagd
  • Feuerschutz- und Forstschutzmaßnahmen bei Gefahr im Verzug
  • öffentlicher Zutritt
  • Verkehrssicherungsmaßnahmen
  • nicht zerstörend wirkende Forschungsaktivitäten
Die Mindestanforderungen und zulässigen Maßnahmen orientieren sich an den entsprechenden Klassen der MCPFE (Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa) und der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources / Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen) für Nationalparks und Naturwaldreservate.

Welche Daten werden zur Meldung für das NWE-Programm benötigt?

Verbindliche Angaben:
  • Besitzart
  • Flächengröße
  • Bestandestyp
  • Alter der Hauptbaumart
  • Dauer des Nutzungsverzichts
  • Rechtliche Sicherung der Fläche
  • Lage der nutzungsfreien Waldfläche
Freigestellte Angaben:
  • Nährstoffversorgung
  • Wasserversorgung

Zum Nutzungsverzicht in NWE-Wäldern

In nutzungsfreien Wäldern verzichten die Waldeigentümer auf die Holzernte und auf die durch sie erzielbaren Einnahmen.
Im Schnitt der Holzartengruppen Fichte, Kiefer, Buche und Eiche werden in jedem Jahr des Nutzungsverzichts 5,5 Erntefestmeter je Hektar nicht eingeschlagen und vermarktet (Kalkulation für Niedersächsische Landesforsten). Diese forstbetrieblichen Mindererträge müssen gegebenenfalls innerbetrieblich ausgeglichen werden.
NWE-Niedersachsen-Info-Portal

Im NWE-Niedersachsen-Info-Portal der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA Göttingen) können Sie sich detailliert über den aktuellen Umsetzungsstand des NWE-Programms in Niedersachsen informieren. Das Portal enthält

  • eine Flächenbilanz (für alle Waldbesitzarten)
  • eine Kartendarstellung (bisher ausschließlich für den Wald der NLF)
  • eine Analyse des NWE-Programms aus Naturschutzsicht (bisher ausschließlich für den Wald der NLF).

Biologische Vielfalt durch natürliche Waldentwicklung


Die natürliche Waldentwicklung in Niedersachsen unterstützt folgende Ziele der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS)


- Erhaltung großräumiger, unzerschnittener Waldgebiete

- Erhaltung und Entwicklung der natürlichen und naturnahen Waldgesellschaften

- Besonderer Schutz alter Waldstandorte

Naturwälder in Niedersachsen

Hauptziel der Naturwaldforschung ist es, durch langfristige Dauerbeobachtung Erkenntnisse über die natürlich ablaufenden Prozesse der Walddynamik zu gewinnen und diese nutzbringend in den praktischen Waldbau und den Naturschutz im Wald einfließen zu lassen. Dieses Ziel kann nur durch die wissenschaftliche Beobachtung, Analyse und Interpretation der ungestörten Entwicklung der Waldgesellschaften auf den wichtigsten Standorten und Standortsabfolgen in Niedersachsen erreicht werden.

Eichen-Habitatbaum   Bildrechte: ML

Mächtiger Eichen-Habitatbaum in der Zerfallsphase

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