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Biogas als Basis für alternative Kraftstoffe in der Luftfahrtindustrie:

Studie zu Möglichkeiten einer nachhaltigen Produktion von Biokerosin


HANNOVER/HAMBURG. Inwieweit ist unter technischen, ökologischen und ökonomischen Aspekten die Nutzung von Biogas zur Herstellung von Biokerosin möglich, und welche Chancen ergeben sich daraus für den Standort Norddeutschland? Dieser Leitfrage ist in den vergangenen Monaten ein Konsortium mit Partnern aus Niedersachsen und Hamburg im Rahmen einer Machbarkeitsstudie nachgegangen, deren Ergebnisse nun vorliegen.

„Unser Ziel war es, die Wertschöpfungskette zur Produktion von Biokerosin aus Biomethan, das in den ländlichen Räumen Niedersachsens zur Verfügung steht, zu identifizieren und darzustellen“, sagt Landwirtschaftsminister Christian Meyer. „Es hat sich gezeigt, dass eine nachhaltige Biokerosin-Produktion auf der Basis von Biogas unter bestimmten Bedingungen möglich sein kann.“ Die erforderlichen Technologien für eine direkte Verflüssigung von Biogas (Gas to Liquids (GtL)-Prozess) stehen zur Verfügung, und es muss der fossile Energieträger Erdgas durch das chemisch identische Biomethan ersetzt werden. „Die Ergebnisse der ökologischen Analyse sind ebenfalls ermutigend, denn es hat sich gezeigt, dass bei der Erzeugung von Biomethan auf eine große Bandbreite an verfügbaren Substraten zurückgegriffen werden kann, ohne die positive Gesamtbilanz zu gefährden. Auch sind die Emissionen des Verkehrsektors aus fossilen Quellen besonders klimaschädlich“, so Minister Meyer. Zu den zentralen Ergebnissen der Studie gehört, dass je nach Szenario 0,25 bis 2,1 Prozent des jährlichen deutschen und knapp 1,5 bis 11,5 Prozent des niedersächsischen Kerosinbedarfs aus Biomethan gedeckt werden könnten. Unter bestimmten Voraussetzungen ließen sich 1 Prozent des deutschen und 5,7 Prozent des niedersächsischen Kerosinbedarfs zu 100 Prozent auf Basis von Rückständen, Nebenprodukten und Abfällen erzeugen.

Welche Chancen die Biogas-GtL-Route am Markt hat, hängt nicht nur von dem Bedarfsvolumen ab, das durch Kerosin aus Biomethan abgedeckt werden kann, sondern auch von der Preissituation. „Die Gestehungskosten für das Biokerosin würden bei günstigen Rahmenbedingungen beim rund 1,6-fachen des gegenwärtigen Marktpreises für herkömmliches Kerosin liegen; in ungünstigen Fällen sind auch deutlich höhere Gestehungskosten möglich“, so Martin Kaltschmitt vom Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der TU Hamburg-Harburg, das zusammen mit der HAWK Göttingen die Studie maßgeblich erarbeitet hat. Langfristig sei jedoch aufgrund potenziell steigender Preise für konventionelles Kerosin und das Durchlaufen der Lernkurve von einer ökonomischen Perspektive für Biokerosin aus Biogas auszugehen; dies gelte insbesondere dann, wenn durch die energiewirtschaftliche Rahmensetzung eine verstärkte Biomethan-Einspeisung ins vorhandene Erdgasnetz unterstützt werde. Hier sei es notwendig, weitere Forschungsanstrengungen zu unternehmen, um die vorhandenen Kostenreduktionspotenziale im Verlauf der gesamten Bereitstellungskette zu identifizieren und erfolgreich zu erschließen.

„Mit seinen Industriestandorten und dem hervorragend ausgebauten Erdgasnetz in einem großflächig landwirtschaftlich geprägten Umfeld hat Norddeutschland gute Chancen, in Zukunft von einer Implementierung einer Biomethan-GtL-Wertschöpfungskette zu profitieren“, sagte Dr. Jürgen Glaser, Bereichsleiter Clusterentwicklung bei der Süderelbe AG. Er sei überzeugt, dass sich weitere Anstrengungen zur praktischen Umsetzung auch standortpolitisch lohnen würden. So gebe die Studie Hinweise darauf, welche Chancen zum Beispiel den in der südlichen Metropolregion Hamburg gelegenen Industriestandorten Stade und Walsrode/Bomlitz (Deltaland) aus der Biomethan-GtL-Route erwachsen könnten. Die langfristige Perspektive reicht dabei von der Erzeugung von Biomethan im industriellen Maßstab und der dezentralen Einspeisung in das vorhandene Erdgasnetz bis hin zur Realisierung von GtL-Produktionsanlagen in Norddeutschland.

Die Studie „Nachhaltige Biokerosin-Produktion auf Basis von Biogas aus unterschiedlichen Quellen in der südlichen Metropolregion Hamburg/in Niedersachsen“ wurde unter anderem durch das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium unterstützt. Eine Zusammenfassung der Studie ist erhältlich bei: Süderelbe AG, Projektbüro Deltaland, August-Wolff-Str. 13, 29699 Bomlitz, Tel. 05161-442004, krohn@suederelbe.de oder unter www.ml.niedersachsen.de beim Thema "Nachwachsende Rohstoffe & Bioenergie" als Download.

Presseinformation Bildrechte: grafolux & eye-server

Artikel-Informationen

erstellt am:
25.09.2014

Ansprechpartner/in:
Natascha Manski

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Pressesprecherin
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2137
Fax: 0511/120-2382

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